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Empathie & emotionale Intelligenz als Teil der Unternehmenskultur

Lesedauer: ca. 7 min

Empathie und Emotionale Intelligenz als Grundwerte der Unternehmenskultur - Guide für Führungskräfte

Eine vielleicht bahnbrechende Erkenntnis

In Tim Cooks MIT Commencement Speech warnte der Apple CEO die Absolvierenden: „Die Leute werden euch überzeugen wollen, dass ihr Empathie aus eurer Karriere heraushalten solltet. Aber ich rate euch, diese falsche Vorstellung nicht zu übernehmen.“

 

Wichtigkeit der Empathie und von Einfühlungsvermögen für Führungskräfte

Cooks ist nicht alleine mit seiner Einschätzung der Bedeutung von Empathie — der Fähigkeit, die Emotionen von anderen Menschen zu verstehen und zu teilen – auch bei der Arbeit. Nachdem er diese Rede gehalten hatte, haben 20 % der Unternehmen in den USA Empathie Trainings für Manager und Managerinnen angeboten. In einer Befragung von 150 CEOs äußerten sich mehr als 80 % dahingehend, dass sie dem Einfühlungsvermögen eine wichtige Bedeutung hinsichtlich beruflichem Erfolg beimessen.

Die Forschung zeigt, dass Cook und andere Führungskräfte an etwas Großem dran sind. Empathische Arbeitsplätze gewährleisten tendenziell eine stärkere Zusammenarbeit, weniger Stress und eine höhere Moral. Die Mitarbeitenden erholen sich schneller von schwierigen Momenten wie Entlassungen. Trotz ihrer Bemühungen tun sich viele Führungskräfte jedoch schwer, Fürsorge tatsächlich zu einem Teil ihrer Organisationskultur zu machen. Tatsächlich gibt es oft eine Kluft zwischen der Kultur, die Führungskräfte anstreben, und der, die sie tatsächlich haben.

Wie wäre eine Unternehmenskultur ohne Empathie?

Unternehmenskultur ohne Empathie - Frust

Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, dessen Kultur von Aggression und Wettbewerb geprägt ist: Der CEO erkennt, dass es so nicht weitergehen soll und führt übereilt emotionale Kompetenz als einen wichtigen neuen Unternehmenswert ein. Das ist mit Sicherheit ein gut gemeinter Schritt, aber das Ziel wird nicht immer direkt erreicht. Das gilt vor allem dann, wenn es eine Diskrepanz zwischen den erklärten Idealen des Unternehmens gibt. Vorgaben für das Verhalten der Menschen und ihren aktuellen sozialen Normen. Damit ist das Verhalten gemeint, das überwiegend von den meisten Personen einer Gruppe gezeigt wird.

Keine halbherzigen Änderungen in der Unternehmenskultur

Man könnte nun einfach hoffen, dass sich die Mitarbeitenden in eine passende Stimmung versetzen lassen, oft zeigt sich aber das Gegenteil. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Wenn unterschiedliche Normen und Ideale aufeinanderprallen, tendieren die Menschen dazu, das zu tun, was sie bei anderen beobachten und nicht das, was man ihnen sagt. Im schlimmsten Fall fühlen sich Menschen, die an der bisherigen Unternehmenskultur festhielten, betrogen oder empfinden die Führung als heuchlerisch und abgehoben. Hier ist ein Mangel an emotionaler Intelligenz diagnostizierbar.

Die Macht sozialer Normen nutzen für mehr Empathie

Zum Glück gibt es eine Möglichkeit, mit der Kraft sozialer Normen zu arbeiten, anstatt gegen sie. In der Folge können Unternehmenskulturen verändert werden –  auch zum Positiven für mehr Empathie. Denn Menschen passen sich nicht nur dem schlechten Verhalten anderer an, sondern halten sich auch an freundliche und produktive Normen. Wenn sie beispielsweise gesehen haben, dass andere Menschen bestimmte Dinge wählen, Energie sparen oder für wohltätige Zwecke spenden, tun sie das auch eher selbst. Es zeigt sich, dass Fürsorge ansteckend ist: Menschen greifen die Fürsorge und den Altruismus der anderen Menschen auf. Es gibt einige Möglichkeiten, wie Führungskräfte diese Erkenntnisse nutzen können, um das Klima an ihrem Arbeitsplatz zu verbessern und Positivität aufzubauen.

Gelebte Unternehmenswerte durch die Macht der sozialen Normen

Wie man als Führungskraft mit sozialen Normen arbeiten kann

Erkennen und nutzen Sie das Wachstumspotenzial. Wenn Menschen an emotionale Intelligenz als eine Eigenschaft denken, die man entweder haben oder nicht haben kann, scheint sie unerreichbar zu sein. Denn wenn Sie etwas nicht lernen können, warum sollten Sie es versuchen? Wir haben festgestellt, dass Menschen mit dieser Art von „fester Denkweise“ in Bezug auf emotionale Intelligenz weniger hart daran arbeiten, sich mit anderen zu verbinden. Wenn solche Überzeugungen in einer Organisation üblich sind, wird die Förderung von sozialen Werten nicht funktionieren.

Wie man als Führungskraft die sozialen Regeln im Unternehmen ändern kann

Die gute Nachricht ist, dass sich unsere Denkweise ändern kann. In einer Studie konnten Beweise dafür vorgelegt werden, dass empathische Fähigkeiten eben eher Fähigkeiten als Eigenschaften sind. Sie werden gestärkt, indem sie geübt werden, auch wenn das in dem einen oder anderen Umfeld nicht üblich war. Mit anderen Worten, der erste Schritt zum Aufbau von empathischen Talenten besteht darin, anzuerkennen, dass sie aufgebaut werden können. Führungskräfte sollten die Denkweise ihrer Mitarbeiter betrachten und ihnen beibringen, wie sie sich tatsächlich auf diese Ideale hinbewegen können.

Wie Sie als Führungskraft die Mitarbeitenden anleiten können

Honorieren Sie die richtigen Normen, insbesondere Empathie und emotionale Intelligenz! Die lautesten Stimmen sind selten die freundlichsten, aber wenn diese die Gespräche dominieren, können sie auch unsere Wahrnehmung kapern. Ein Beispiel: Partybegeisterte Studierende prahlen mit ihren Wochenend-Heldentaten. Das bewirkt, dass ihre Mitstudierenden denken, dass der durchschnittliche Mensch Alkoholexzesse mehr mag, als es wirklich der Fall ist. Wenn ein Teammitglied lautstark eine toxische Einstellung zum Ausdruck bringt, können die Mitarbeitenden diese mit der Mehrheitsmeinung verwechseln. Solche „Phantomnormen“ können positive Veränderungen zum Scheitern bringen, wenn Menschen sich an sie halten.

Gelebte Unternehmenskultur durch Company Influencers

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Das Gewünschte in den Fokus rücken: Empathie

Führungskräfte können solche Phantomnormen bekämpfen, indem sie das Augenmerk auf die richtigen Normen legen. Es wird immer so sein, dass einige Personen in einer Firma sich freundlich verhalten, während andere dies nicht tun. Einige arbeiten zusammen, andere konkurrieren gegeneinander. Einfühlsamkeit gehört oft einer stillen Mehrheit an. Diese in den Vordergrund zu stellen – zum Beispiel durch Anreize und Anerkennung – kann es den Mitarbeitern ermöglichen, ihren Vorrang zu erkennen und die Lautstärke auf ein angenehmes Maß zu erhöhen.

Empathie-Influencer ausfindig machen

Finden Sie Vorbilder, mit denen Sie zusammenarbeiten können. Jede Gruppe, ob es sich um ein Team in einer Firma, einen Unternehmensbereich oder sogar eine Behörde handelt, hat Leute, die den Teamzusammenhalt fördern, obwohl das nicht Teil ihrer offiziellen Aufgabe ist. Diese Personen sind vielleicht nicht die beliebtesten oder mächtigsten, aber sie sind am stärksten vernetzt. Sie sind Träger von Informationen, Ideen und Werten. Damit sind sie die heimlichen Influencer ihrer Gruppen und können so Empathie vorleben.

Die Bedeutung sozialer Vernetzung

In einer neueren Studie* nutzten Betsy Levy Paluck und ihre Kollegen diese Erkenntnis, um die Kultur in Mittelschulen zu verändern. Sie beauftragten die Studierenden, Anti-Mobbing-Kampagnen zu erstellen, die dann auf dem Campus verbreitet wurden. Die Studierenden waren unterschiedlich sozial vernetzt. Levy Paluck stellte fest, dass Peer-geführte Anti-Mobbing-Kampagnen besonders effektiv waren, wenn sie von den am besten vernetzten Schülern geleitet wurden.

Dies lässt sich natürlich auch nutzen für die gelebte Empathie und emotionale Intelligenz im Unternehmen.

Schrittweise zur empathischen Unternehmenskultur

Wie beschrieben, können Führungskräfte Konnektoren identifizieren und sie für die Unterstützung ihrer Sache rekrutieren, um eine empathische Unternehmenskultur aufzubauen. Das erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass neue Ideale „ankommen“; es ermöglicht auch, dass Mitarbeitende Anerkennung dafür erhalten, wenn sie sich mit anderen verbinden. Gleichzeitig wird damit eine weitere positive soziale Norm etabliert.

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Fazit

Empathische Fähigkeiten haben es verdient, einen hohen Status in einem Unternehmen zu erhalten. Die Führung tut gut daran, sich diesen für ihr Unternehmen zu wünschen. Aber um das erfolgreich bewerkstelligen zu können, muss genau darauf geachtet werden, wie Unternehmenskulturen entstehen und sich verändern – organisch, kollektiv und oft von der Basis an.

Quellen:

https://www.fachzeitungen.de/fachbeitraege/neue-studie-die-bedeutung-von-emotionaler-intelligenz-am-arbeitsplatz-10266250/
https://www.iff-akademie.de/emotionale-intelligenz-die-neue-kernkompetenz
*Prentice, D. & Paluck, E.L. (2020). Engineering social change using social norms: Lessons from the study of collective action. Current Opinion in Psychology.

Über den Author

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