Facetten des Business-Coaching: Über die richtige Mischung von Wissen und Erfahrungen

Business-Coach zu werden hat sich bei Jo B. Nolte aus einem vielschichtigen Lebenslauf entfaltet. Im WISSEN BEWEGT Podcast spricht sie über ihren Weg zum Coaching, verschiedene Berufserfahrungen und die Notwendigkeit persönlicher Erfahrungen.

Der Beruf Business-Coach – mehr ein Weg als ein Ziel?

Für Jo B. Nolte hat sich das Coaching stückweise durch ihren Berufsweg entwickelt. Nach einem Handwerkerberuf sowie einem Ingenieurstudium hat sie ein Vertriebsjob in der Textilbranche ihr Talent und ihre Freude am Arbeiten mit Menschen entdecken lassen. Für Nolte ging es bei der Verkaufsberatung nicht nur um den tatsächlichen Verkauf eines Produkts. Ihr war es gleichzeitig wichtig sich in die Person und das Umfeld hineinzuversetzen um überhaupt erst passend zu beraten. Deshalb ist es auch nicht bei dem neu entdeckten Können in der Beratung geblieben: „Mit Können meine ich eben nicht schon am Ende angekommen zu sein, sondern dass das bei mir etwas in Bewegung gesetzt hat. Und dann bin ich in Richtung Coaching gegangen.“

In der Gründungsberatung, die sie im Anschluss viele Jahre gemacht hat, sieht sie eine Mischung aus Beratung und Coaching. „Beratung bedeutet, ich gebe etwas hinein, also einen Rat im weitesten Sinne und des weiteren auch Coaching. Das heißt, ich hole aus den Menschen etwas heraus.“

Was bedeutet Coaching eigentlich?

Jo B. Nolte differenziert klar zwischen Beratung und Coaching. Denn im Coaching geht es für sie explizit darum, die Persönlichkeit des Coachee zu verstehen, Stärken zu erkennen sowie am Umgang mit Ängsten und Risiken zu arbeiten. Dabei geht sie davon aus, dass die Qualitäten dem Coachee bereits innewohnen und diese nur zum Vorschein gebracht werden müssen. Und zwar genauso wie es Nolte beschreibt: „Rausholen, was drin ist, ein bisschen wie eine Hebamme. Das ist auch mein Verständnis vom Coaching: Zu entdecken, was steckt in dir drin? Und dem Coachee dies letztlich zu zeigen und ihn zu unterstützen, die Potenziale zu entfalten und für sich nutzbar zu machen.“

Der Umgang mit Widerständen

Potenziale entfalten bedeutet auch, dass gewisse Qualitäten des Coachee versteckt oder blockiert sind. Dabei ist es auch wichtig zu verstehen, dass je nach Coachee manche Aspekte auch gar nicht entfaltet werden wollen. Bei diesem Umgang mit Widerständen ist für Jo B. Nolte das Selbstverständnis des Coaches ausschlaggebend. Prägend ist für sie ein Leitsatz ihres damaligen Mentors Dr. Panzer: „Du bist dann ein guter Coach, wenn der Coachee meint, er hätte es auch ohne dich geschafft.“ Für Jo B. Nolte unterbindet diese Einstellung den Narzissmus eines Coaches, sich selbst erst dann als guter Coach zu sehen, wenn beim Coachee möglichst viel erreicht wurde. Somit ist es nicht notwendig ein „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“ vom Coachee zu hören. Schließlich kommen die Potenziale vom Coachee selbst. „Meine Befriedigung ziehe ich in diesem Job wirklich daraus, wenn ich sehe, dass plötzlich alleine losläuft.“

Aus persönlichen Höhen und Tiefen schöpfen

Lebenserfahrung sollte in das Coaching mit eingebunden werden. Denn als Business-Coach sah sich Jo B. Nolte teilweise mit den gleichen Problemen und existenziellen Ängsten konfrontiert, mit denen auch ihre Coachees lernen umzugehen. „Ich habe selber viele Höhen und Tiefen und gefühlte Katastrophen, aber auch Höhenflüge erlebt, aus denen ich für mich selbst gelernt habe. In der Reflexion und natürlich über eine Methodik habe ich gelernt, mit meinen Spannungsspitzen der Emotionen selber umgehen. Ich habe daraus Stärke geschöpft.“

Nachzuvollziehen wie sich der Coachee fühlt und dies auch ehrlich zu benennen ist dabei sehr wichtig. Denn der Business-Coach teilt dadurch ihre eigenen Erfahrungen, wenn sie ähnliche Muster erkennt, unterstützt so den Coachee und erzeugt authentisches Vertrauen.

Sich als Coach immer wieder neu erfinden

Jo B. Nolte betont die Relevanz, die eigene Ausbildung und das eigene Wissen immer wieder zu erneuern und anzureichern. „Wissen bewegt, weil in Bewegung bleiben für mich heißt mich nicht auf dem auszuruhen, was ich schon kann oder weiß oder glaube zu können und zu wissen, sondern immer weiter auf der Suche zu sein.“

Vor zwölf Jahren hat sie sich den Herzenswunsch erfüllt, eine Ranger-Ausbildung zu absolvieren. Und was sie dabei gelernt hat, stellte sich auch für das Coaching als hilfreich heraus. Denn in der Ausbildung ging es darum, das Ökosystem zu verstehen und Tierverhalten zu beobachten. „Beides lässt sich wunderbar im Coaching und Trainingsalltag anwenden. Beispielsweise Dynamiken in Gruppensituationen zu erkennen und gleichzeitig auch wahrzunehmen, was beim Einzelnen passiert.“

Wissen kann bewusst und gezielt eingesetzt werden

Auch mit der Philosophie und schamanischem Wissen ist Jo B. Nolte vertraut. Dabei geht es ihr nicht nur darum ihr eigenes Wissen zu bereichern, sondern dieses auch an den passenden Stellen zu vermitteln. So ist es ihr möglich, sehr zielgruppenspezifisch zu arbeiten: „Beim einen Kunden kann ich vielleicht mit schamanischen Elementen arbeiten und sie sogar so benennen. Manchmal kaschiere ich sie auch unter etwas ganz anderem, weil ich weiß ich schrecke den Menschen sonst ab. Beim anderen kann ich wirklich mit guten philosophischen Sprüchen punkten und wieder jemand anderen hänge ich an dieser Stelle ab. Es ist gut, wenn ich ein breites Repertoire habe.“

Im WISSEN BEWEGT Podcast teilt die Business-Coach Jo B. Nolte ihre Gedanken zu folgenden Themen:

• Der Beruf Business-Coach – mehr ein Weg als ein Ziel? (00:02:10)
• Was bedeutet Coaching eigentlich? (00:05:00)
• Der Umgang mit Widerständen (00:08:20)
• Aus persönlichen Höhen und Tiefen schöpfen (00:10:45)
• Sich als Coach immer wieder neu erfinden (00:12:25)
• Tipps für Einsteiger im Berufsfeld: „Lieber fehlerhaft losgelaufen als perfekt stehen geblieben.“ – Qualifikationen und eigene Berufserfahrung können parallel stattfinden. (00:14:48)
• Wissen kann bewusst und gezielt eingesetzt werden (00:18:50)
• Gründe für den heute wachsenden Bedarf and Coaching: Homeoffice, der Verlust sozialer Kontakte und das Gefühl, mit beruflichen Ängsten und Problemen allein da zu stehen. (00:22:28)
• „Ich bin ein Gelegenheitsmensch“: Ziele im Berufsleben und die Rolle von Intuition. (00:26:52)
• Werte und Vertrauensbildung: Wie der Beruf Business-Coaching zu einem glücklichen Leben beitragen kann. (00:28:04)