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Führen in der Krise: 5 Tipps wie Führungskräfte Ruhe bewahren
Lesedauer: ca. 7 min
Wie Führungskräfte in Krisen Ruhe bewahren & ihre Teams da durchführen
Unternehmen in Deutschland sehen schweren Zeiten entgegen. Steigende Energiekosten, teures Material und der Fachkräftemangel setzen vielen Branchen zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der monatlichen Insolvenzen nach den Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle um 34 Prozent gestiegen. Zuvor war seit dem Jahr 2009 ein ständiger Abwärtstrend in dieser Statistik festzustellen.
Die Konfrontation mit dieser Unsicherheit kann schnell zu akuten Sorgen um die Zukunft des eigenen Unternehmens oder gar um die Sinnhaftigkeit der Arbeit führen. Verfestigen sich diese Sorgen, kann daraus selbst bei Führungskräften schnell eine gewisse Panik entstehen. Diese nehmen wir normalerweise zum Anlass, um besonders schnell zu handeln, Entscheidungen durchzusetzen, da wir damit das Gefühl der Kontrolle über die Situation vermeintlich erhalten können. Doch nicht umsonst wird die Angst schon in einem traditionellen Sprichwort als ein schlechter Ratgeber bezeichnet. Ruhe ist hingegen wichtig, um als Führungskraft einen kühlen Kopf zu bewahren und auch das Team zuverlässig durch eine schwierige Zeit zu lotsen.
Führungskräfte sind Vorbilder im Unternehmen. Ihre Geisteshaltung beeinflusst die Stimmung der Belegschaft in entscheidender Weise. Gelingt es nicht, in Anbetracht aktueller Krisen die Gelassenheit zu bewahren, so drohen unüberlegte Entscheidungen und hektisches Reagieren.
Die Wahrnehmung der globalen wirtschaftlichen Situation durch den Filter der Medien kann sein Übriges dazu beitragen, dass wichtige Grundsätze vorschnell über Bord geworfen werden. Denn traditionell erweist sich die Berichterstattung über wirtschaftliche Verwerfungen als deutlich drastischer als die tatsächlichen Auswirkungen. Verlieren Führungskräfte die Ruhe und fallen in den hektischen Reaktionsmodus, bedeutet dies häufig ein abruptes Abweichen vom bisherigen Kurs des Unternehmens und der einzelnen Teams. In dieser Situation ist das Risiko groß, dass die Entscheidung später wieder angepasst werden muss und dadurch zusätzliche Kosten entstehen.
Der Unterschied zwischen Krisen und Notfällen
Ein banaler Denkfehler von Führungskräften, nämlich die Verwechslung von Krisen und Notfällen, kann dazu beitragen, dass überstürzt auf die aktuelle wirtschaftspolitische Lage reagiert wird und die Ruhe im Team verloren geht. Doch trotz aller Gefahren sind die verschiedenen Krisen, die das aktuelle Jahrzehnt bereits gesehen hat, keine akuten Notfälle. In einem Notfall ist es zwingend notwendig, schnelle Entscheidungen zu treffen, selbst wenn diese von den Grundprinzipien des Unternehmens abweichen. Nur so können negative Folgen möglichst gut abgefedert werden.
Anders gestaltet sich die Situation in einer Krise. Hier sind weiterhin professionelle Führung und systematisches Denken gefragt. Schließlich bleibt noch immer genügend Zeit, um sich Gedanken über die Auswirkungen auf das eigene Unternehmen zu machen. Gleiches gilt für den Blick auf die Auslöser der Krise, die individuell aus der Perspektive des jeweiligen Unternehmens zu beleuchten sind. Alle Entscheidungen, die in der Phase der Krise getroffen werden, lassen sich reflektieren und gut begründen. Erfolgreiche Führungskräfte verhindern auf diese Weise blinden Aktionismus und stützen damit sogleich die eigene Autorität.
Mit der nötigen Ruhe durch die Krise führen
Manchmal kann es schwer sein, in einer Zeit der Krise die Ruhe zu bewahren und das Team weiter konsequent zu führen. Mit den folgenden fünf Strategien ist es möglich, diesem Grundsatz treu zu bleiben und selbst in schwierigen Zeiten weiter gute Ergebnisse zu erzielen:
- Die Gefasstheit spiegeln: Die Mahnung an die Belegschaft, in einer schwierigen Zeit Ruhe zu bewahren, kann nur unter dieser Voraussetzung wirklich authentisch sein. Für eine Führungskraft ist es entscheidend, auch persönlich hinter dem Prinzip der Gefasstheit zu stehen. Bleiben die Vorbilder im Unternehmen ihren Grundsätzen weiter treu, prüfen ihre Entscheidungen genau und verfallen nicht in Hektik, können ihre Teams diesem guten Beispiel folgen. Andernfalls stellt sich die Forderung nach mehr Gelassenheit als eine leere Worthülse dar.
- Gute Vorbereitungen treffen: Wie gut ein Unternehmen durch die Krise gesteuert werden kann, bleibt am Ende auch eine Frage der passenden Vorbereitung. Je besser die Vorkehrungen sind, die für diesen Fall getroffen wurden, desto geringer ist das Risiko einer harten Landung. Davon zeugen die Erfahrungen zahlreicher Führungsfiguren, die in der Zeit der Finanzkrise Verantwortung übernommen haben. Simple Vorsichtsmaßnahmen, wie zum Beispiel eine ausreichende Eigenkapitaldecke, entspannten die Situation deutlich und erlaubten damit ein ruhiges Durchschreiten der Krisenzeit.
- Das Team kennen: Wie anfällig Menschen in einer Krisensituation für Panik sind, ist letztlich eine Frage ihrer eigenen Disposition und ihrer Erfahrungen. Während eine Person während der schwierigen Wochen und Monate starke psychische Belastungen spürt und an der eigenen Arbeit zu zweifeln beginnt, nimmt eine andere die Situation gelassen hin. Eine Führungskraft muss die unterschiedliche Disposition aller Beteiligten richtig einschätzen können. Auf diese Weise können sich beruhigende Worte als erstes an jene Personen richten, die wirklich darauf angewiesen sind. Diese Einschätzung kann in größeren Abteilungen zudem hilfreich sein, um die Teammitglieder zur gegenseitigen Unterstützung anzuregen.
- Unterstützung in Anspruch nehmen: Vier Augen sehen immer mehr als zwei. In der modernen Unternehmenskultur konnte sich dieses Prinzip in vielen Bereichen durchsetzen. Zahlreiche Situationen gelten dieser Tage als geeignet, um externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Warum nicht auch im Krisenfall? Erfahrene Führungskräfte, die im Laufe ihrer Karriere bereits mehrere Krisen durchschritten haben, wissen selbst, worauf es in dieser Situation ankommt. Werden sie von außen als Ratgeber hinzugezogen, eröffnet sich ihnen ein objektiver Blick auf die Situation im Team. Gerade Krisen haben es an sich, dass sich unsere eigene Perspektive auf die Dinge deutlich verengt und wir nicht mehr alle Einflussfaktoren wahrnehmen können. Genau dies ist gut zu verhindern, indem weitere Einschätzungen angefragt werden.
- Motivierend und unterstützend bleiben: Viele Führungspersonen offenbaren die Tendenz zu einem autoritären Stil, sobald dunkle Wolken der Krise am Horizont zu sehen sind. Zumeist ist dies mit dem Wunsch verbunden, dass die eigenen Anweisungen möglichst direkt zu den Verantwortlichen durchdringen mögen. Doch in einer Situation, in der Angestellte aufgrund wirtschaftlicher Verwerfungen nicht mehr die gleiche Sicherheit spüren, in der sie vielleicht sogar um ihren Job fürchten, sind diktatorische Ansagen fehl am Platz. Ein positiver und motivierender Führungsstil, der auch in rosigen Zeiten als sehr vielversprechend gilt, ist jetzt mehr denn je gefragt. Mitarbeiter können dadurch den Rückhalt spüren, den sie benötigen, um selbst ihre beste Leistung abrufen zu können.
Micromanagement ist zu vermeiden
Krisenmanagement bedeutet üblicherweise, dass Führungsverantwortung in einer komplexen Situation übernommen wird. Bei aller Dringlichkeit darf die Situation aber nicht dazu führen, dass Menschen in leitenden Positionen plötzlich selbst versuchen, in der ersten Linie tätig zu sein und die Aufgaben ihrer Teammitglieder an sich zu reißen. Damit mag der Eindruck verbunden sein, durch diese Arbeit besonders effektiv eingreifen zu können, doch es handelt sich in Wirklichkeit um Micromanagement.
Wer sich die Gefahr des Micromanagements vor Augen führen möchte, kann an die Einsatzleitung der Feuerwehr denken. In brenzligen Situationen muss sie darauf vertrauen können, dass die Mannschaft in Anbetracht der Gefahren die richtigen Entscheidungen in vorderster Front selbst trifft. Eine gute Arbeit der Einsatzleitung zeichnet sich eben nicht dadurch aus, dass auch sie sich ins Gelände begibt, um den Brand zu bekämpfen. Ihre wichtige Rolle besteht darin, alle wichtigen Informationen zu kennen, der Mannschaft einen klaren Auftrag zu geben und sich um die Logistik zu kümmern. In gleicher Weise geht es im Unternehmen darum, die Rahmenbedingungen zu kennen, Ziele zu definieren und Arbeitsgruppen zu stärken. Wer sich während der Krise im Micromanagement verliert, der droht genau diese so wichtigen Aufgaben unter den Tisch fallen zu lassen.
Direkt damit in Verbindung steht eine positive Fehlerkultur. Da Abwägungsprozesse und Einordnungen im Krisenmanagement oft etwas kürzer ausfallen, sind Fehler im Vorfeld nicht auszuschließen. Wird im Team zu viel Zeit darauf verwendet, die Schuldigen ausfindig zu machen, anstatt sich auf neue Aufgaben zu konzentrieren, verschlechtert dies die Performance während der Krise wesentlich.
Fazit
Wie diese Betrachtung zeigt, zählt Gelassenheit in Krisenzeiten zu den Grundtugenden einer jeden Führungskraft. Die Führungsfigur kann auf diese Weise zu einem positiven Anker für das Team werden und auch in unruhigen Gewässern dafür sorgen, dass alle Beteiligten die bestmögliche Performance zeigen. Zögern Sie also nicht, Ihre Resilienz zu stärken und die Krise damit selbst zu meistern.
Quellen:
https://training.hr.ufl.edu/resources/LeadershipToolkit/job_aids/LeadingbyInfluence.pdf
https://professional.dce.harvard.edu/programs/influence-and-persuasion-in-leadership/
Über den Author
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